Hallöle ihr da drüben;) Ich melde mich mal wieder aus dem langsam sommerlich werdenen Nueva Imperial, um bisschen von meinen letzten Wochen zu berichten.
Ich fang mal in der Woche des 18. September an. Das ist ja der Nationalfeiertag und im Gegensatz zu Deutschland, wo man von dem ja nicht besonders viel merkt, gibt's hier eine Woche lang Party:D Viel chilenische Musik, Cueca, Pisco, Terremotos (das bedeutet übersetzt zwar eigentlich Erdbeben aber nee, davon hab ich noch keins erlebt, ist auch der Name eines Drinks;) Aber apropo Erdebeben: Ich warte schon sehnlichst darauf das sich die Erde hier wenigstens mal ein bisschen bewegt. Wenn ich schon hier bin, will ich das auch mal erleben:D) naja und viel fleischreiches Essen. Jaja, die Chilenen nehmen innerhalb der Feiertage durchschnittlich 5 Kilo zu:D Ich bin aber leider nicht so abgehärtet und habe das Essen nicht so gut vertragen... Aber um mal am Anfang anzufangen: Ich war am 18. morgens für meine Schule marschieren. Da das hier so üblich ist, dachte ich mir ich probier's auch mal:D So in korrekter Uniform zur Marschmusik einen Fuß vor den andren setzen ist aber auf die Dauer auch ziemlich langweilig... Danach bin ich dann nach Hause wo gerade das chilenische Mittagessen vorbereitet wurde so mit Asado, frittierten Empanadas und auch welchen aus dem Ofen. Im Laufe der Woche habe ich ziemlich viele verschiedene Gerichte kennengelernt, aber leider nicht alle kosten können... Aber ich habe ein bisschen gelernt wie man da ein oder andere macht, kann euch dann also auch mal was kochen;) Jedenfalls war das aber wohl etwas zu viel auf einmal für mich und während ich dann mit paar Freunden in der Stadt unterwegs war, kam mir das wieder hoch. Ich geh da jetzt nicht weiter ins Detail:P Aber wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hatte ich dann nicht mehr so viel von der restlichen Woche und auch die ganzen verschiedenen Gerichte konnte ich wiegesagt leider nicht alle kosten. Aber die Gelegenheit wird sicher wiederkommen;) Zumindest am letzten Freitag vor der freien Woche, wo auch in der Schule gefeiert wurde, konnte ich das Ganze genießen. Habe Cueca getanzt (das hatte mir den Tag zuvor Angi nochmal richtig beigebracht), anderen dabei zugeschaut und natürlich gegessen;) Meine Schwester hatte mir ihr Cueca-Kleid ausgeliehen und dann wurde ich schick gemacht, so richtig chilenisch eben. Das Kleid darf ich auch als Andenken mit nach Deutschland nehmen:D
Mit meinem gesundheitlichen Durchhänger hatte ich aber auch Pech weil ja in der Woche mein Geburtstag war... Joaquin (er hat am 17.9. Geburtstag) und mir hatten ein paar Freunde aus unserer Klasse am Wochenende zuvor eine Party organisiert, das war total lieb:D Aber am 20. war ich eben nicht so ganz partyfähig. Trotzdem hat mir meine Familie eine Schokotorte spendiert und ich habe Hausschuhe und ein Kuscheltier bekommen:D Hatte also einen zwar ziemlich entspannten, aber schönen Tag daheim.
Das Wochenende danach bin ich mit Mama und Schwester nach Santiago gefahren. Erstmal stand uns da eine 10-stündige Busfahrt bevor, aber es lohnt sich, weil es einfach mal eine geile Stadt ist:D Wir waren auf dem Cerro San Cristóbal, einem Berg mitten in der Stadt, von dem man einen beeindruckenden Ausblick hat. Per Auto habe ich auch ein bisschen die Stadt gezeigt bekommen. Am Sonntag war ich dann mit Angi und Milka aus unserer Klasse, die auch grade in Santiago war, und noch paar Freunden von ihr im Fantasilandia. Ich war ewig nicht mehr in einem Erlebnispark und Achterbahn fahren und so. Das war ein ziemlich lustiger Tag. Abends waren wir alle heiser vom vielen schreien:D Hat aber Spaß gemacht, da wollen wir in den Sommerferien unbedingt wieder hin:P Übernachtet haben wir das Wochenende über bei Tante und Onkel. Also einen davon, da gibts nicht gerad wenige in meiner Familie. Der Hauptteil der Familie wohnt nämlich in Santiago. Wir haben auch noch eine andere Tante besucht und da die Familie hier ja so gut wie nie allein zu Hause ist, habe ich auch gleich noch einige Cousins und Cousinen kennengelernt.
Naja, und da sind wir jetzt schon wieder beim letzten Wochenende angekommen;) Da bin ich am Sonntag mal nicht mit meiner Familie auf den wöchentlichen Ausflug mitgefahren, sondern habe mich mit Joaquin und Mairi in Pitrufquen mit unserem YFU-Supporter Sebastián getroffen. Es gibt von YFU hier in Nueva Imperial Miss Edit, die sozusagen die Verantwortliche für alle organisatorischen Dinge ist, und dann eben noch Sebastián. Er ist eher so ein Kumpel zum quatschen, der einen bisschen berät und total sympatisch:D Die anderen beiden Austauschschüler sind leider nicht so glücklich mit ihrem Leben hier und da gab's eben einiges auszudiskutieren... Ich habe ziemlich Glück mit meiner Familie, weil ich hier gleich von Anfang an als Tochter und Schwester augenommen wurde und außerdem die Chance habe die Gegend ein bisschen kennenzulernen durch unsere vielen Ausflüge. Aber ich kann die anderen beiden gut verstehen, die eben ein paar Probleme mit ihrer Familie haben, denn dazukommt, dass man in Nueva Imperial nunmal nicht viele Möglichkeiten hat nachmittags etwas zu unternehmen. Wenn man ins Kino, shoppen oder was essen gehen will, muss man erstmal nach Temuco fahren. Aber da die Schule ziemlich lang geht, bleibt da nicht viel Zeit. Ich gehe jetzt zwei- bis dreimal die Woche zum Zumba (bzw Air-boxing, ist eine Mischung aus beidem... Aber ziemlich lustig:D) und habe auch wieder angefangen joggen zu gehen. Nunja, aber um hier groß was anderes zu machen, kommt man eben nur am Wochenende und dann muss man die Eltern erstmal um Erlaubnis bitten... Aber auch wenn mein Leben hier ziemlich gechillt ist, ich bin so rundrum glücklich damit:D Hab's ja auch gern mal gechillt;) Ich merke, dass die leichte Entspanntheit der Chilenen auf mich abfärbt:D An das langsame Laufen habe ich mich zum Beispiel schon ziemlich gut angepasst. Aber keine Angst, ein bisschen Sport werde ich schon noch machen, um nicht ganz so in die Breite zu gehen:P
Für mich hat sich jetzt auch schon ziemlich der Alltag eingepegelt. Morgens halb acht werde ich von Mama oder Papa geweckt, dann geht das Radio in der Küche an und es wird für Angi und mich Frühstück gemacht. Wie man das vom Beginn des Tages kennt, raffe ich mich zum aufstehen auf, zieh mir meine Schuluniform an und frühstücke meinen Tee und ein Brot (jaja Weißbrot, gibt hier kein dunkles:D Noch ein Grund zum zunehmen:P). Dann warte ich bis meine Schwester fertig ist (braucht meistens bisschen länger als ich und wird von Mama und Papa dann immer zum beeilen angetrieben... Bringt aber auch nicht viel:P) und wir laufen zusammen in die Schule. Da habe ich dann erstmal einen Block Unterricht, danach Frühstückspause (gibt auch Frühstück in der Schule, aber ich esse ja schon daheim). Dann nochmal zwei Blöcke mit einer Pause dazwischen und danach Mittagspause. Da gehe ich mit Angi wieder nach Hause, denn wir haben ja den Komfort einer Hausfrau als Mama;) Dann gehts wieder in die Schule und wir haben nochmal ein oder zwei Blöcke Unterricht (außer Freitags, da ist in ganz Chile nur bis mittags Schule:D). Naja, und dann gehts eben wieder nach Hause und ich vertue mir irgendwie den Nachmittag mit Sport, essen, Freunden, Familie, Hausaufgaben, Mails und sonstigem Internet;)
Am 11.9. bin ich hier auch erstmals etwas mit der chilenischen Geschichte konfrontiert worden. Denn vor 40 Jahren fand da ja der Militärputsch gegen Allendes Regierung statt. Da an diesem Tag und auch in der folgenden Zeit während der Pinochet-Diktatur viele Menschen umgebracht worden, ist das immer eine Art Gedenktag. Die Gesellschaft ist was dieses Thema angeht aber ziemlich gespalten. Allende oder Pinochet? Sozialismus oder Diktatur? Beides hatte eben irgendwie seine Vor- und Nachteile. Aber wie man das von Geschichte so kennt, ist auch dieses Thema in der Gesellschaft nicht so richtig aufgearbeitet und es wird mehr darüber geschwiegen als geredet.
Ich habe übrigens eine gute Nachricht:D Es wurden ja ziemlich viele Sachen per Post zu mir auf den Weg gegeben und in den letzten Wochen haben sie angefangen anzukommen. Da habe ich mich ganz dolle gefreut und ich bin schon gespannt auf das noch Kommende;) Danke dafür:*
Macht's gut ihr Lieben und bis baldo!